die feurige Lava schießt aus dem Vulkan
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Autor: Mathias u. Annika Koch
Fotos: Mathias u. Annika Koch

Eine Reise zwischen Lava und Eis

Vulkanausbruch in Island

Während im März 2021 das Leben in Deutschland komplett stillsteht, bricht in Island ein Vulkan aus. Trotz all der Hürden, die es in Zeiten einer Pandemie zu bewältigen gibt, entschließen sich Mathias und Annika Koch nach Island zu fliegen. ,,Jetzt oder nie“, so ihr Gedanke, denn keiner weiß, wie lange der Vulkan aktiv sein wird. In HEROES WORLD erzählen die beiden, warum es die beste Entscheidung ihres Lebens war!

Im Laufe der Jahre, seit wir – Annika und Mathias – uns kennen, ziehen uns die schönsten Orte der Welt an. Wir haben bereits viel von dieser Erde gesehen. Aber einen aktiven Vulkan haben wir noch nicht erlebt. Und dabei steht das ganz oben auf unserer Must-See Liste! Der aktive Vulkan Kīlauea auf Hawaii war zwar ein Grund, weshalb wir als Hochzeitsreise das Ziel Hawaii gewählt haben, doch dieser war bei unserem Besuch leider gerade nicht aktiv. Doch ein Jahr später geht unser Traum ganz plötzlich und unerwartet in Erfüllung.

Die Nachricht, die uns nicht mehr loslässt

Es ist Samstag, der 20. März 2021. Wir sitzen beim Frühstück und stöbern durch die aktuellen Nachrichten. Neben Corona sticht eine besonders hervor: in Island ist ein Vulkan ausgebrochen! Seit Wochen wird die Halbinsel Reykjanes von Erdbeben heimgesucht – ein Zeichen, dass ein Ausbruch bevorsteht. Der Ausbruch ist so klein und so gering explosiv, dass keine Gefahr für Mensch und Tier ausgeht und die Aschewolke so gering, dass kein Flugverkehr beeinträchtigt wird. Mitten im Nichts, im Geldingadalir-Tal, betrifft der Ausbruch auch kein Wohngebiet und ist somit der perfekte Touristenvulkan.

Der Ort des Ausbruchs

Der Vulkan ist im Vulkansystem Krýsuvík ausgebrochen, das circa 30 Kilometer von der isländischen Hauptstadt Reykjavík entfernt ist.

Doch eine Schwierigkeit gilt es zu bewältigen: diese Reise zu Corona-Zeiten im Lockdown zu realisieren! Nach einigen Recherchen ist klar, was wir tun müssen, um diesen Vulkan zu sehen. Und für uns ist klar: das nehmen wir auf uns! Eine Woche später soll es losgehen. Es ist ungewiss, ob sich die Regeln bis dahin ändern und sogar ungewiss, ob der Vulkan überhaupt noch aktiv ist, bis wir ihn endlich sehen dürfen.

Annika steht vor dem Vulkan

Ankunft im Land von Eis und Feuer

Nach fast sechs Tagen Quarantäne ist es am Ostersonntag dann endlich so weit: Um 9:00 Uhr dürfen wir zum Test, das Ergebnis ist um 16:00 Uhr da. Unsere Sachen sind bereits gepackt und wir müssen uns nur noch ins Auto setzen und losfahren. Bis 18 Uhr darf man die Wanderung antreten, wir sind aber knapp anderthalb Stunden vom Vulkan entfernt. Doch auf den nächsten Tag warten wollen wir nicht, denn es ist weiterhin ungewiss, wie lange der Vulkan aktiv ist und wie die Wetterbedingung die nächsten Tage sein werden. Um 17:50 Uhr sind wir am Parkplatz und während die meisten Besucher uns schon entgegenkommen, wandern wir in Richtung Sonnenuntergang.

Da der Vulkan ja mitten im Nichts entstand, gibt es bisher keinen richtigen Weg, nicht einmal einen Trampelpfad. Man ist einfach durch vulkanisches Geröll marschiert, Wegpunkte waren alle paar hundert Meter markiert. Das macht es jedoch auch auf flacher Strecke extrem anstrengend, da man ja dauerhaft die Füße heben muss, um nicht zu stolpern. Außerdem ist es an dem Tag circa Minus zehn Grad kalt und ein eisiger Wind weht auch – noch dazu haben wir es ziemlich eilig, denn wir möchten den Vulkan auch gerne im Hellen sehen. Doch der Weg wird härter und härter, der Aufstieg immer steiler, sodass man sich teilweise an Seilen hochziehen muss. Oben angekommen, wird der Weg wieder flach. Nach ein paar hunderten Metern über den Berg und mittlerweile zwei Stunden Wanderung können wir endlich den ersten Blick auf den lavaspuckenden Vulkan werfen und sind absolut überwältigt.

Mathias und Annika stehen Arm in Arm vor dem glühenden Vulkan

Auge in Auge mit dem Vulkan

Wir stehen da und blicken in den doppelten Schlund dieses Vulkans, völlig fertig von der Wanderung und völlig fasziniert von diesem einzigartigen Anblick. Da wir erhöht stehen und der Vulkan nicht sehr groß ist (verglichen mit anderen Vulkanen), schauen wir ihm quasi direkt in die Augen. Er hat zwei Öffnungen, aus welchen Lava fließt und Lava spritzt, man hört neben uns die Lava fließen und im Schlund brodeln. Es ist einfach unglaublich, was wir sehen dürfen. Wir können es nicht glauben und sind unendlich dankbar! Da der Vulkan so jung ist, ist auch das Lavafeld um ihn herum noch sehr klein und wir sind auf einem Hügel ganz nah am Vulkan. Wäre es windstill, könnten wir sicher seine Wärme spüren. Wir setzen uns auf den gegenüberliegenden Hügel und genießen die Aussicht bei einer Tasse Tee und mitgebrachten Schokoriegeln. So wird es langsam dunkel und die leuchtende Lava erscheint uns immer kräftiger. Um 22:00 Uhr wird dann das Gebiet geräumt und alle noch anwesenden Besucher müssen sich auf den Rückweg begeben. Um Mitternacht müssen alle zurück bei den Autos sein.

Wie Adern gießt sich die Lava vor den Füßen der Schaulustigen in den Schnee

Die Erde öffnet sich erneut

Am nächsten Morgen erfahren wir beim Frühstück, dass sich in der Nacht weitere Spalten im Gebiet aufgetan haben und das Gebiet nun erstmal gesperrt ist. Wir sind heilfroh, dass wir am Abend zuvor die Wanderung machen konnten! Da wir an diesem Tag nicht zum Vulkan wandern können, beschließen wir weiter Richtung Osten zu fahren. In den nächsten Tagen sehen wir uns Islands bekannteste Orte der Südküste an und sind immer ganz allein. Wenn man weiß, wie stark besucht die Orte sonst sind, ist das ein ziemlich unheimliches Gefühl, aber wir genießen die Ruhe. Als gegen Ende der Woche ein Schneesturm im Osten angekündigt wird fahren wir zurück Richtung Reykjavík und hoffen, dass wird noch einmal zum Vulkan wandern können. Und wir können.

Bei der zweiten Wanderung zum Vulkan ist der Weg noch unbequemer, da es zwischenzeitlich geschneit hat und der Schnee zu Eis getrampelt wurde. Doch wir schaffen es und kommen zu einer schwarz-weißen Vulkanlandschaft, die noch eindrucksvoller als beim ersten Besuch ist. Der Kontrast zwischen weißem Schnee und schwarzer Lava ist einmalig. Und zusätzlich zum ersten Vulkan haben sich zwei weitere Krater aufgetan. Wir laufen bis zum hintersten Vulkan, denn dort ist das Lavafeld so klein, dass wir direkt vor der Lava stehen können. So können wir uns an ihr wärmen wie an einem Lagerfeuer. Ständig treten neue Lavaflüsse aus dem Krater aus und an verschiedenen Stellen und wir sind bei diesem Besuch noch beeindruckter als beim ersten. Wir können nicht glauben, was wir erleben dürfen!

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