Luisa blickt stolz auf ihr Lebkuchenhaus
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Autor: Inge Fuchs
Fotos: Inge Fuchs

Backen statt pauken

Interview mit der angehenden Konditormeisterin Luisa Rosemann

Ein Duft von Puderzucker und Schokolade kitzelt in der Nase. Frauen mit roten Ballonmützen tragen große Schüsseln durch das Backhaus. Im Minutentakt schnappt die Kühlhaustür auf und zu. Willkommen im Tortenatelier Schwanbeck! Seit sieben Uhr morgens werkeln hier die zwölf Mitarbeiterinnen der Iserlohner Backstube. Die angehende Konditormeisterin Luisa Rosemann ist eine von ihnen. Heute bäckt sie für uns ein Lebkuchenhaus – ein Interview zwischen Marshmallow und Zuckerperlen.

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Zutaten für zirka zwei Häuschen:

  • 240 g Honig
  • 160 g Zucker
  • 40 g Wasser
  • 10 g Hirschhornsalz
  • 20 g kaltes Wasser
  • 560 g Weizenmehl Typ 405
  • 60 g Milch
  • 30 g Ei
  • 4 g Salz
  • 2 g Kardamom
  • 6 g Anis
  • 2 g Nelken
  • 3 g Zimt
  • alternativ: 13 g Lebkuchengewürz

Was ist Hirschhornsalz?

Hirschhornsalz ist eine typische Zutat in der Weihnachtsbäckerei. Es ist ein Triebmittel, das den Teig beim Backen in die Höhe treibt und auflockert. Der Teig ist ungebacken mindestens vier Wochen im Kühlschrank haltbar.

Herstellung:

Honig und Zucker leicht erwärmen bis der Zucker gelöst ist. Das Hirschhornsalz mit kaltem Wasser verrühren. Mehl sieben. Milch und Ei in einer Tasse wiegen. Alles zusammen in eine Schüssel geben und mit dem Knethaken verkneten, bis ein gleichmäßiger Teig entsteht. Mit Folie abdecken oder in ein verschließbares Gefäß geben und über Nacht im Kühlschrank ruhen lassen. Mit dem Nudelholz auf 3 mm rollen und die gewünschten Teile ausschneiden oder ausstechen. Bei 170 Grad Celsius (Umluft) zirka zwölf bis 16 Minuten backen.

Lebkuchenhaus verzieren

Zutaten:

  • 60 g Eiweiß
  • 350 g gesiebter Puderzucker

Herstellung:

Eiweiß mit etwas Puderzucker leicht aufschlagen, entweder von Hand oder mit einer Küchenmaschine. Den restlichen Puderzucker nach und nach hinzugeben, bis eine cremige Masse entsteht, die nicht mehr verläuft. Masse in einen Spritzbeutel füllen und die einzelnen Teile miteinander verkleben. Zuckerperlen, Marshmallow und weitere Deko nach Belieben mit der Zuckermasse am Häuschen ankleben.

Luisa, wer dich hier in der Backstube erlebt, sieht sofort: Backen ist dein Leben. Wie lange machst du das schon?

Ich backe seit sieben Jahren im Tortenatelier Schwanbeck. 2015 habe ich hier nach dem Abitur meine Ausbildung zur Konditorin angefangen und wenn alles gut läuft, schließe ich im März 2023 meinen Meisterkurs ab.

Wieso hast du dich für eine Ausbildung zur Konditorin entschieden?

Ich habe früher schon gerne Torten für Geburtstage gebacken. Da wollte ich immer was ganz Besonderes schaffen und den Leuten eine Freude ins Gesicht zaubern. Das hat mir so viel Spaß gemacht, dass ich nach dem Abi gesagt habe, ich geh jetzt nicht studieren, sondern mach mein Hobby zum Beruf. Und was soll ich sagen: Ich habe damit meinen Sechser im Lotto gezogen.

Nach dem Abi eine Ausbildung – wie hat dein Umfeld darauf reagiert?

Erstmal waren alle etwas skeptisch. Es wird einem förmlich angepriesen, dass man nach dem Abi studieren gehen soll. Freunde und Familie waren also zunächst nicht so begeistert. Aber ziemlich schnell wurde klar, dass es genau das ist, wofür ich bestimmt bin. Bereits während der Ausbildung konnte ich an verschiedenen Wettbewerben teilnehmen. Es hat sich gezeigt: Man muss nicht unbedingt studieren, um einen großartigen Beruf zu haben, sich weiterzuentwickeln und was zu erleben. Dann waren die Rückmeldungen sehr positiv. Vor allem, weil alle was zu naschen bekommen haben.

Du hast deine Entscheidung also nicht bereut?

Nein. Es gab auch noch nie etwas, das ich nicht gerne gemacht hab. Klar, nicht jeder steht gern früh auf, aber es ist so abwechslungsreich und ich erschaffe jeden Tag was Neues. Allein das Lebkuchenhaus hier. Da sehe ich hinterher, was ich gemacht hab und das Freudestrahlen der anderen, wenn ich es übergebe.

Luisa knetet den Lebkuchenteig in der Backstube

Wie viele Lebkuchenhäuser produziert ihr denn in der Vorweihnachtszeit?

In den letzten Jahren waren es um die 400 Stück. Darunter ein Großauftrag einer Firma, wo wir viele Häuschen sehr individuell gestaltet haben. Ein absolut geniales Weihnachtsgeschenk, wie ich finde. Wann bekommt man schon ein personalisiertes Lebkuchenhaus geschenkt? Durch unsere Onlinekurse haben wir zusammen mit den Teilnehmern auch nochmal um die 30 Lebkuchenhäuser gezaubert, die alle ganz unterschiedlich geworden sind.

Online ein Lebkuchenhaus bauen – eine Lockdown-Erfindung?

Richtig. Wir wollten was anbieten, das jeder zuhause in der eigenen Küche machen kann und trotzdem Menschen zusammenbringt. Das hat uns allen so Spaß gemacht, dass wir es beibehielten und weitere Kurse, zum Beispiel für Glühwein oder Cupcakes online anbieten.

Was ist für dich das Besondere, im Tortenatelier Schwanbeck zu arbeiten?

Dass es sehr vielseitig ist und dir alle Möglichkeiten offenstehen. Ich bin froh, dass ich mit dem Tortenatelier mitwachsen kann. Gerade im Bereich Eventkonditorei, wo ich viel mit Menschen zusammenarbeiten und meine Leidenschaft mit ihnen teilen kann.

Was ist euer Kerngeschäft?

In der Sommerzeit ganz klar Hochzeitstorten – bis zu 15 Stück an einem Wochenende. Da sind die Kühlhäuser dann voll. Und im Winter das komplette Gegenteil: Ob Lebkuchenhäuser oder Stollen, im Weihnachtsgeschäft können wir handwerklich richtig zugreifen. Da arbeitest du dann nicht lange an einem Einzelstück, sondern musst bei der Produktion richtig durchknallen.

Was macht dir am meisten Spaß?

Puh, ich kann nichts einzelnes benennen, aber da ich hier im Haus den Dekorposten leite, würde ich sagen das Modellieren von Figuren. Das sind mal niedliche Tiere, mal coole Brautpaare und genau diese Vielseitigkeit macht mir Spaß.

Neben dem vielen Backen absolvierst du auch noch den Meisterkurs. Wie läuft der ab?

Es stand von Anfang an fest, dass ich den Kurs machen werde. Trotzdem habe ich nicht sofort nach der Ausbildung angefangen, sondern erstmal als Gesellin gearbeitet. Der Kurs besteht aus vier Teilen. Man kann ihn komplett in Vollzeit machen, dann ist man in einem Jahr durch. Ich habe die Teile jedoch an unseren Betrieb angepasst. Fachtheorie und Fachpraxis muss man aber in Vollzeit absolvieren. Sahnetorte kannst du halt nicht am Montag anfangen und erst am Samstag wieder weitermachen. Es ist Stress pur, aber für mich die absolut richtige Entscheidung.

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