7.000 Kilometer vom Iran in die Mongolei – so der Plan. Doch schon auf der Hinreise von Augsburg in den Iran gibt es für Benni, Henning und Ravi erste Probleme. Nach über hundert Stunden im Zug stecken die drei Hessen an der iranischen Grenze fest. Gelingt ihnen die Einreise?
„Wir werden regelmäßig an unsere Grenzen stoßen“, hatten Benni, Henning und Ravi anfangs gescherzt, als wir sie zum ersten Mal trafen. Die Planung für ihr Experiment, den Silk Road Camel Cross, lief gerade auf vollen Touren. Die drei Freunde aus dem Bergstraße Kreis in Hessen redeten von +40°C in der kasachischen Steppe und -40°C in der mongolischen Wüste, von der 7.000 Kilometer langen Tour mit ihren Wüstenschiffen entlang ehemaliger Handelsrouten Zentralasiens.
Das war vor einem Jahr. Jetzt wird es ernst. 122 Stunden in Zug und Bus von Augsburg nach Bandar Abbas im südlichen Iran waren die erste Grenzerfahrung. Acht Stunden nach Budapest, eine kurze Couch-Surfing-Nacht, dann weitere 17 Stunden nach Bukarest. Von dort im Bus nach Istanbul, weil eine Zugverbindung zwischen den beiden Städten nur auf dem Sommerfahrplan steht.
Aufbruch in’s Ungewisse
Ankunft fünf Uhr morgens in einer kalten, verregneten Stadt am Bosporus. Benjamin schreibt in seine Notizen: „Wir müssen uns die Zeit bis 22 Uhr irgendwie vertreiben. Der Bahnhof ist nur eine kleine S-Bahnstation. Die Uni, in der wir etwas chillen wollten, ist in der Türkei keineswegs so offen, wie bei uns. Überall Kontrollen. Den Versuch, Interesse am ERASMUS-Programm zu heucheln, kauft uns keiner so wirklich ab. Abends sind wir heil froh, endlich im Zug nach Ankara zu sitzen.“
Erneut fahren die drei Freunde über Nacht, diesmal neun Stunden. Erneut sind die Lampen im Zug hell und der Lärmpegel ist hoch. In Ankara stocken sie ihren Proviant auf und freuen sich, dass es endlich Richtung Iran geht. Dann kommt die Hiobsbotschaft.
Irgendwo hatten sie aufgeschnappt, dass die USA einen iranischen General auf irakischem Boden getötet hatten, woraufhin der Iran mit einem Vergeltungsschlag auf einen US-Stützpunkt im Irak reagierte. Das Auswärtige Amt rät von Reisen in den Iran ab. Der Lage ist unklar. „Wir müssen eine Entscheidung treffen“, notiert Benni. Er, Henning und Ravi sind nicht das erste Mal gemeinsam auf Extremtouren unterwegs. Aber es fällt schwer, die Situation einzuschätzen.
Sollte sich die Lage weiter verschlechtern, müssen sie davon ausgehen, ohnehin nicht einreisen zu dürfen. „Also steigen wir ein“, schreibt Benni auf. 54 Stunden dauert die Fahrt nach Teheran. Im Internet war schwammig die Rede davon, dass sie auf eine Fähre umsteigen müssen. Wann und wo wissen sie nicht und nachfragen können sie nicht, weil keiner Englisch spricht.
Der Blick aus dem Fenster entschädigt mit traumhaften, sich langsam wandelnden Landschaften. Blaue Seen, felsige Klippen, schneebedeckte Gipfel.
Probleme an der Grenze
In der osttürkischen Stadt Tatvan müssen sie tatsächlich auf die Fähre. Auf der anderen Seite des Sees wartet der Zug zur iranischen Grenze. Es ist 4 Uhr nachts, als Benni aufschreibt: „Völlig unmotiviert müssen wir erneut unseren Krempel zusammenpacken und mitsamt Gepäck zu Fuß an die Grenze laufen. Nachdem alle Iraner gecheckt sind, widmen sich die Grenzbeamten den Touristen. Außer uns ist nur noch ein deutsches Ehepaar dabei, das nach einiger Zeit ihren Visumstempel erhält. Dann Ravi und ich. Doch was ist mit Henning? Es dauert Ewigkeiten. Immer mehr Beamte versammeln sich hinter dem Computer. Erst machen wir uns darüber noch lustig. Glücklicherweise spricht einer der Iraner an der Grenze Englisch und kann übersetzen. Hennings Visum ist nicht im System und ohne darf er nicht einreisen. Wir diskutieren vergeblich, rufen die Botschaften an, aber in Deutschland ist es mitten in der Nacht.“
Was tun? Der Zug will weiterfahren. Der Stresspegel steigt. Die Grenzbeamten bieten ihrem Kumpel an, im Gebetsraum zu nächtigen und morgen die Behörden anzurufen. „Wir können nur hoffen, dass sich die Problematik schnell regeln lässt“, sagt Benni. Ravi und er fahren weiter, in der Hoffnung, schon mal Kamele besorgen zu können und mit dem Wissen, dass Henning in der Lage ist, die Situation auch allein zu meistern.
Fortsetzung folgt…