Polizistin Heidrun zusammen mit ihrem Diensthund vor dem Einsatzwagen
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Autor: Inge Fuchs
Fotos: Heiðrún Huld

Die friedlichste Polizei der Welt

Die isländische Polizistin Heiðrún Huld im Interview

Island verzeichnet eine der niedrigsten Kriminalitätsraten weltweit. 700 Polizeibeamte treffen auf knapp 370.000 Einwohner. Langweilig wird der angehenden K9-Polizistin Heiðrún Huld jedoch nicht. Besonders Diensthund Buster ist ein wahrer Fulltime-Job.

Heiðrún, wie lange arbeitest Du schon als Polizistin?

Ich bin seit 2013 bei der Polizei. Dafür musste ich ein Jahr die Polizeiakademie besuchen; 2018 habe ich die einjährige Ausbildung zur Kriminalbeamtin absolviert. Aktuell bin ich im K9-Polizeihundeprogramm und lerne den Umgang mit Suchtmittelspürhunden.

War Polizistin schon als Kind dein Traumberuf?

Als Kind habe ich davon geträumt, Tierärztin und Konditorin zu werden, also etwas ganz anderes. Der Polizeiberuf kam glücklicherweise zu mir. Ich war schon immer sehr aktiv und sozial veranlagt. 2012 rief mich ein Freund an und sagte, dass es im Herbst eine Qualifikation für die Polizeiakademie geben würde und ob wir es nicht versuchen möchten. Danach gab es kein Zurück mehr. Wir nahmen beide erfolgreich an der Qualifizierung teil und begannen im Januar 2013 mit 18 weiteren Klassenkameraden an der Akademie. Abschluss war am 13. Dezember 2013 und zufälligerweise wurde die 1313 meine Polizeinummer.

Wo wir gerade bei der Zahl 13 sind: Laut Global Peace Index ist Island seit über 13 Jahren das friedlichste Land der Welt. Kannst du das bestätigen?

Die isländische Kriminalitätsrate ist sehr niedrig, die Mordrate ist eine der niedrigsten Europas. Laut öffentlichen Quellen liegt es am hohen Bildungsniveau und der hohen Beschäftigungsquote. Ich glaube aber auch, dass es an der Größe unseres Landes liegt. Wir haben nur um die 370.000 Einwohner, das heißt jeder kennt jeden – ein Scherz, aber fast! Da wir ein so kleines Land sind, haben wir ein gutes Unterstützungssystem und null Toleranz gegenüber Gewalt in der Gemeinschaft.

Inwiefern bist Du im Dienst bewaffnet?

Am Gürtel tragen wir Pfefferspray, Handschellen und Schlagstock, oben eine Polizeiweste. Um sich für den Gebrauch oder das Tragen einer Waffe bei der Arbeit zu qualifizieren, müssen wir verschiedene Prüfungen ablegen und an Übungen teilnehmen. Trotzdem tragen wir keine Schusswaffen am Körper. Diese sind in einigen Polizeiautos in einem verschlossenen Kasten untergebracht und werden nur eingesetzt, wenn es erforderlich ist. Zum Beispiel, wenn eine Person mit einer Pistole oder einem Messer bewaffnet ist. Aber wir haben hier auch ein gutes SWAT-Team, das in gefährlichen Situationen die Kontrolle übernimmt.

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Wie sieht Dein Arbeitsalltag aus?

Nach dem Frühstück gehe ich mit meinem Diensthund, einem drei Jahre altem Labrador namens Buster, auf die Wache. Wenn der Papierkram erledigt ist, machen wir einige Suchübungen. Training ist unglaublich wichtig, um Buster in Form zu halten. Er ist sehr energiegeladen und kann dabei gut Dampf ablassen. Zuhause machen wir meistens nochmal einen Spaziergang oder eine kleine Wanderung.

Welche Aufgaben hat dein Diensthund Buster?

Er durchsucht Autos, Personen, Häuser – einfach alles, was die Suche nach Rauschgift erfordert. Wir haben auch internationale Flughäfen in unserem Zuständigkeitsbereich, so dass die Einsätze ganz unterschiedlich ausfallen können.

Polizistin Heidrun zusammen mit ihrem Diensthund vor dem Einsatzwagen

Warum sind Labradore besonders gut als Spürhund geeignet?

Sie sind sehr gut trainierbar, effizient und befolgen schnell die Befehle des Hundeführers. Sie haben eine sehr feine Nase, die optimal zum Aufspüren von Drogen, Sprengstoff, Waffen oder Menschen eingesetzt werden kann. In Island setzen wir sie speziell als Drogenspürhunde ein, einige sind auch als Geldspürhunde ausgebildet.

Neben Buster hast Du noch zwei andere Hunde. Einer von ihnen scheint noch recht jung zu sein – kommen alle miteinander aus?

Ich habe einen deutschen Schäferhund namens Váli, er ist fünf Jahre alt, dann habe ich noch einen Drahthaar-Vorstehhund (Korthals-Griffon) namens Bjössi, er ist sechs Monate alt. Der Jüngste versteht sich sowohl mit Váli als auch mit Buster. Buster und Váli mögen sich nicht besonders, aber sie schaffen es, unter einem Dach zu leben.

Polizistin Heidrun zusammen mit ihren beiden Diensthunden vor dem Einsatzwagen

Gibt es ein Erlebnis, dass Du nie vergessen wirst?

Als ich in Selfoss arbeitete, erhielten wir einen Anruf, dass sich zwei Personen im Meer befinden würden. Dort angekommen, waren die Wellen riesig und es wurde bereits dunkel. Wir suchten zusammen mit dem isländischen Such- und Rettungsteam, die Küstenwache flog mit dem Helikopter übers Wasser. Es dauerte zirka 90 Minuten, um die Männer aus dem Meer in den Hubschrauber zu retten. Da wurde mir wieder bewusst, wie klein und machtlos wir Menschen gegenüber der Natur sind.

Was war dein lustigster Einsatz?

Mein Partner und ich sollten einmal ein Robbenbaby retten. Es steckte weit draußen am Strand fest und fand keinen Weg zurück ins Meer. Wir mussten improvisieren und haben dabei festgestellt, dass Robben nicht so nett sind, wie sie aussehen. Trotzdem gab es viel zu lachen, bis wir den richtigen Dreh raushatten. Aber wir haben es geschafft, den Kleinen wieder ins Wasser zu bringen.

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Gibt es auf Island mehr männliche oder mehr weibliche Polizeibeamte?

Es gibt mehr männliche Polizisten, aber immer mehr Frauen bewerben sich um den Job. In meiner Klasse waren wir zum Beispiel fünf Frauen und 15 Männer. Jetzt findet der Studiengang an der Universität von Akureyri statt und Frauen und Männer sind fast 50:50 gemischt.

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Wie hältst Du Dich für deinen Beruf fit?

Ich mache CrossFit, Gewichtheben, Wandern und Laufen. Meine persönliche Bestleistung im Kreuzheben liegt bei 125 Kilogramm und bei Kniebeugen bei 92,5 Kilogramm.

Was motiviert dich beim Sport?

Ich treibe leidenschaftlich gerne Sport und habe viel Energie. Ich war schon immer eine kleine sture Blondine, die alles machen will, was ihr in den Sinn kommt. Außerdem habe ich einige starke Freunde und es motiviert mich, mit ihnen mitzuhalten und Spaß zu haben.

Heidrun beim Ausflug in ihrer Heimat vor einem Wasserfall

Was machst Du in deiner Freizeit?

Ich verbringe gerne Zeit mit meinen Freunden und meiner Familie und natürlich mit meinen Hunden. Außerdem bereite ich mich gerade auf eine große Wanderung im Mai vor. Wir sind eine Gruppe von Kolleginnen, die auf einen großen Gipfel namens Sveinstindur zusteuern will. Dieser liegt auf dem Gletscher Öræfajökull, dem zweithöchsten Gipfel Islands. Den höchsten Gipfel, den Hvannadalshnúkur, haben wir vor zwei Jahren bestiegen und einen weiteren hohen Gipfel im letzten Jahr, es wird also langsam zur jährlichen Tradition und ist gleichzeitig ein guter Start in den Sommer.

Was sind deine Pläne für die Zukunft, beruflich und privat?

Weiterhin aktiv sein und den Moment genießen. Die Zeit vergeht wie im Flug, deshalb ist es wichtig, innezuhalten, Zeit mit sich selbst und den Menschen zu verbringen, die man liebt, zu reisen und die Welt zu sehen. Beruflich hoffe ich, weiterhin mit Polizeihunden zu arbeiten und mich in diesem Bereich weiterzuentwickeln. Es ist ein 24/7 Job, einen Polizeihund zu haben, aber das ist es wert, denn Hunde sind einfach erstaunliche Geschöpfe.

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