Eine Jaguar Dame stapft durch den Fluss
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Autor: Paula Kormos
Fotos: Paula Kormos

Pantanal: Im Land der Jaguare

Auge in Auge mit dem Jaguar – an keinem anderen Ort auf der Welt gibt es die Möglichkeit den wunderschönen Raubkatzen in der Wildnis so nahezukommen wie im brasilianischen Pantanal. Die spektakuläre Sumpflandschaft ist nicht nur das größte Feuchtgebiet der Welt. Sie ist außerdem eine der artenreichsten Regionen der Erde. Eine Flussfahrt durch ihr verzweigtes Flusslabyrinth ist wie ein National Geographic-Doku-Marathon. Hier herrscht Wildlife pur!

Mamabär
Mamabär
Ein seltener Anblick: Normalerweise tragen Ameisenbärmütter ihre Jungen sicher und geschützt vor Fressfeinden auf ihrem Rücken. Sogar die Fellzeichnung der Mutter setzt sich im Fell des Jungtiers fort. Wenn das Baby auf ihr liegt,  „verschwindet“ das Junge optisch und sie werden zu einem großen Ameisenbären. 

Mehr als 120 Holzbrücken überqueren wir mir mit dem Pick Up, der sich fünf holprige Stunden seinen Weg über die Schotterpiste bahnt. Auf der Ladefläche liegen Kamerarucksäcke und wasserdichte Dry-Bags für das Gepäck. Die 147 Kilometer lange „Transpantaneira“ ist die einzige Landverbindung hinein in das Herz des brasilianischen Nord Pantanal, dem größten Binnenland Feuchtgebiet der Erde.

Das Pantanal liegt im Grenzgebiet zwischen zwei brasilianischen Bundesstaaten sowie Bolivien und Paraguay. Übersetzt bedeutet Pantanal schlicht so viel wie „Sumpf“. Doch ist diese einmalige Landschaft viel mehr als das: über 230.000 Quadratkilometer erstreckt sich das Labyrinth aus verzweigten Kanalsystemen, Seen, Feuchtwäldern und Trockenzonen und ist einer der artenreichsten Landstriche der Erde.

Geier und Jaguar am Flussufer
Auf diesen Moment haben die Geier gewartet: Der männliche Jaguar dreht seiner Beute, einem Rind das gestorben und Flussabwärts getrieben wurde, den Rücken zu. Ihre Chance auch einen kleinen, furchtbar stinkenden Happen des Kadavers zu ergaunern. Doch zu früh gefreut: Blitzschnell schießt der wütende Jaguar herum, um die Fressfeinde zu verscheuchen.

Seltenen Tieren auf der Spur

In der Regenzeit von November bis März steigt der Wasserstand des mächtigen Rio Paraguay und dessen Zuflüssen so stark an, dass riesige Überschwemmungsgebiete entstehen. Die hier lebenden Tiere ziehen sich in dieser Zeit weit verteilt über die gesamte Landschaft, in die Wälder oder höher gelegenen Ebenen zurück.

Kleiner Ameisenbär
Kleiner Ameisenbär
Der kleine Ameisenbär ist vorwiegend nachtaktiv, macht aber gerne mal „einen drauf“ und nutzt auch den Tag für die Futtersuche. Im Gegensatz zu seinem Verwandten, dem großen Ameisenbär, ist er ein echter Kletterkünstler. Er verbringt über die Hälfte seines Lebens auf Bäumen, die er mit Hilfe seines Greifschwanzes und seinen langen Krallen erklimmt.

In der Trockenzeit hingegen sammeln sie sich an den verbleibenden Seen und Tümpeln oder kommen zu den Flussläufen und deren Altarmen um zu trinken, zu jagen und um sich zu paaren. In dieser Zeit ist das Nord-Pantanal DER Ort für Jaguar Begegnungen in freier Wildbahn schlechthin.

Doch der Jaguar ist nicht das einzige Wildlife-Highlight des Pantanal. Im Süden ist die Landschaft geprägt von Savannenflächen und Trockenwäldern. Hier gibt es leuchtend-rote Sonnenuntergänge, Schwärme von Aras und Tukanen. Und ein Säugetier, das es bereits seit 57 Millionen Jahren gibt: der große Ameisenbär. Auch wenn er vielleicht keinen Schönheitswettbewerb gewinnt, an Besonderheit ist der Ameisenbär kaum zu übertreffen.

Toco Tukan
Toco Tukan
Sein Schnabel macht den Tukan unverkennbar. Dieser fotogene Riesentukan (auch Toco Tukan genannt) kommt ausschließlich in Südamerika vor. Mit seinem gigantischen Schnabel kann der Tukan Früchte öffnen und Nüsse knacken aber auch kleine Tiere und Jungvögel stehen auf seinem Speiseplan – guten Appetit.

Der Jaguar im Pantanal

Auf unserer Suche nach der größten Raubkatze Südamerikas tauschen wir den Pick Up gegen ein Boot. Dann geht es, ausgestattet mit langen Linsen und jeder Menge Mückenspray, über den Fluss auf Wildlife-Safari. Auf den Sandbänken und entlang der Flussufer wimmelt es nur so von Tieren. Wildlife, wohin das Auge blickt. Riesenotter, Capybaras, Anakondas, Kaimane, Tapire und schier unzählige Vogelarten begegnen uns auf unserer Suche nach dem Onca-Pintada, wie die Brasilianer den Jaguar nennen.

Allein über 120 Säugetierarten sind hier beheimatet. Einige von ihnen sind sogar ausschließlich im Gebiet des Pantanal zu finden. Aufgrund der Artenvielfalt und der ökologischen Bedeutung, wurden in Brasilien Teile des Pantanal sogar zum Weltnaturerbe erklärt.

Jaguar Dame am Flussufer
Jaguar Dame am Flussufer
Eine junge Jaguar Dame jagt entlang des Flussufers. Zur Leibspeise der Jaguare gehören im Pantanal unter anderem Kaimane, die sie beim Sonnenbad auf Sandbänken oder in seichten Uferzonen überraschen – eine bissige Mahlzeit! Eine deutlich weniger gefährliche Beute für die Jaguare sind hingegen Capybaras, die aussehen wie übergroße Meerschweine.

Unweit unseres Bootes raschelt es in der Ufervegetation. Instinktiv halte ich den Atem an. Stille. Viellicht doch nur ein Kaiman, der abgetaucht ist, als er uns gehört hat? Plötzlich teilen sich die Wasserhyazinthen, die wie ein dichter, grüner Vorhang das Ufer säumen. Im besten Licht betritt eine wunderschöne Jaguardame die Bühne. Das junge Tier bahnt sich seinen Weg durch das trübe Wasser. Auf der Suche nach Futter schreitet der Jaguar nur wenige Meter an uns vorbei. Ich höre ihre großen Tatzen ins Wasser platschen, als sie uns in aller Seelenruhe passiert. Ein unfassbarer Wildlifemoment!

Paula ist Journalistin und Regisseurin. Zusammen mit Robert Marc Lehmann ist sie im Auftrag für „Mission Erde“ überall auf der Welt unterwegs für Natur- und Umweltschutzreportagen.

Eine gemeinsame Mission

„Zusammen mit Umwelt- und Tierschützer, Fotograf und Abenteurer Robert Marc Lehmann war ich für ein Dokumentarfilm- und Fotoprojekt in Brasilien. Ziel war es, die ikonischen Spezies des Pantanal, Jaguar und Ameisenbär, zu fotografieren und zu filmen. Einen Film über die Reise mit vielen spektakulären Wildlife-Aufnahmen gibt es ab sofort auf YouTube Robert Marc Lehmann – Mission Erde geben. Im ersten Teil der Doku-Reihe treffen unter anderem Jaguar und Krokodil aufeinander.“

– Paula Kormos

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