Acht Mann, ein robuster Fahrzeugpark und kernharte Kompetenz. Der Ton zwischen den Arbeitern ist so herb, wie der Umgang mit dem Material rau. Wenn das Bohrteam der fränkischen Firma Dippold anrückt und ihre Bohrkronen in bis zu 70 Meter Tiefe treibt, geht es um die Erstellung, Erhaltung und Sanierung von Bauwerken, um die Bewertung deren Risikofaktoren und letztlich um die Sicherheit von uns allen.

B 303, Richtung Schweinfurt. Die Veste Coburg blickt vom Bergrücken zwischen Thüringer Wald und oberem Maintal herüber. „Fränkische Krone“ nennt der Volksmund die mächtigen Mauern, einst die Machtzentrale des Herzogtums Sachsen-Coburg und Gotha.
„Die Aussicht macht schon was her“, sagt Michael Daug und stapft den tiefen Wiesenweg entlang zu seiner Baustelle. „Fahrzeugseitig kommt hierher nur noch der Bagger durch“, sagt er. Wenn der Radweg durch das Itztal erst mal fertig ist und ein Stückchen weiter den historischen Kutschweg erreicht, werden ihn Freizeit-Radler scharenweise bevölkern. „Aber dess dauert noch a wengerl“, sagt der Mann, der bei Boh- und Brunnenbau Dippold die Baustellen koordiniert. Sein fränkischer Akzent klingt dabei so tief wie die Bohrungen seiner Männer in den Untergrund reichen.
Wir stehen im Schatten unter der Brücke. Oben führt die Bundestraße von Coburg nach Schweinfurt. Darunter gurgelt ein kleiner Zufluss der Itz durch sumpfiges Terrain. Den Bohrturm haben Sebastian, Ronni, Konstantin und Steffen hier schon am Vortag aufgestellt, haben schwere Baggermatten über den morastigen Boden verlegt, die Bohrstellen exakt definiert, den Bohrgerät justiert und 12.000 Liter Wasser angeliefert. Aus dem Fluss darf für die Spülung der Bohrgestänge nichts entnommen werden. „Sonst könnten wir theoretisch das tiefe Grundwasser kontaminieren“, sagt Daug. Deshalb muss das Spülwasser Trinkwasser-Qualität aufweisen.

Es ist 11 Uhr vormittags. Ein paar „Oberschlaue“ haben in der Nacht zuvor ihren Bedarf an Baustellenschildern entdeckt. Das hat zwei Stunden aufgehalten, bis die Bundesstraße oben mit neuen Schildern wieder gesichert war. „Ärgerlich!“, für Junior-Chef Steffen Dippold. „Aber passiert leider immer wieder.“ Steffen und seine zwei Brüder leiten das kleine Familienunternehmen, das ihr Vater vor 25 Jahren gründete.
Sie haben sich spezialisiert: Auf Baugrundaufschlussbohrungen, Grundwasserhaltungen und Bohrungen für Wärmepumpen. „Tatsächlich machen wir nur noch selten Brunnenbohrungen oder Brunnensanierungen“, sagt Michael Daug. Aktuell zählen hauptsächlich Erkundungsbohrungen für Autobahnen oder Bauämter zu ihren Einsatzgebieten, die manchmal mitten in der Stadt liegen, und manchmal mitten in Wald und Wiese. Manchmal auf trockenem Asphalt und manchmal – wie hier – in feuchten Sumpfarealen.

25 Meter treiben sie ihre Kontrollbohrungen für die bestehende Autobrücke und die neu zu bauende Radwegüberführung über den kleinen Tambach hier in den Boden. An der Werntalbrücke, einer Baustelle der A70 südlich von Schweinfurt, haben sie ihre 178 Millimeter Bohrkrone „bis in 56 Meter Tiefe“ gehämmert, sagt Steffen. Die 70-Meter-Marke haben sie auch schon erbohrt.
Bodenaufschlussbohrungen sind vor der Erstellung von Bauwerken oder Straßen vor allem für öffentliche Träger unverzichtbar. Dabei geht es um Proben aus größeren Tiefen zur Bewertung möglicher Risikofaktoren, um Gesteinsarten, um Bodenklassen im Untergrund und um Maßnahmen zum Schutz vor und von Grund- oder Schichtenwasser. Begriffe wie Doppelkernrohre, Seilkernrohre oder leichte und schwere Rammkernrohre, die dabei zum Einsatz kommen, lassen den Beobachter erahnen, wie diffizil solche Bohrbaustellen sein können.

Es knattert. Es hämmert. Der nasse Lehm spritzt. Der Kompressor dröhnt. Bohrkern um Bohrkern wird entleert, für die Geologen in Kisten verpackt, und Zwischenstück für Zwischenstück an das Bohrgestänge geschraubt. Schwere körperliche Arbeit in einer rauen Männerwelt. Der Umgang mit dem Material ist gnadenlos. Die deftige Brotzeit lassen sich vier Kollegen auf dem Bohrfahrzeug schmecken. Ihre Füße baumeln vor dem Kettenantrieb.
Nasse Lehmschlieren tropfen von den Schuhsohlen. „Auf die Ausrüstung musst du dich verlassen können“, sagt einer, während Michael Daug auf „seine Baustelle“ von oben, von der Straßenbrücke aus, blickt. „Geht gut voran“, nickt er zufrieden mit dem Kopf. Zwei bis drei Wochen haben sie für diese Baustelle kalkuliert. Nicht selten geht es deutlich schneller als eingeplant. „Es gibt Geräteführer, die Bohren sogar noch unterm Fahren“, scherzt Michael und plärrt in das latente Kompressorknattern hinein: „Auf geht’s Männer! Arbeiten!“ Der Terminplan ist voll und der nächste Auftrag wartet schon.