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Autor: Hanno Meier
Fotos: Hanno Meier

HAIX Tower Trucker Tour

Hinter dem HAIX Tower und der FireFit Europe Crew liegen im Jahr 2023 über 6.000 Kilometer, die das Gespann auf den Straßen des Kontinents unterwegs war. Unser Redakteur hat die Fahrt von Hannover ins dänische Odense Ende August begleitet.

Roadtrip mit dem FireFit Konvoi

„Steig auf“, sagt Olaf: „Wird Zeit!“ Der analoge Zeitmesser zeigt kurz vor Zwei. Der FireFit-Konvoi steht auf dem Messegelände Hannover. Fast 700 Kilometer Autobahn nach Dänemark liegen vor uns. Dazwischen der Hamburger Elbtunnel mit vorprogrammiertem Staurisiko. Und Abendessen war eigentlich am Ziel in Odense, der zweitgrößten Stadt Dänemarks, eingeplant – eigentlich.

Größer ging nicht

Als Daniel Berger, Mastermind der FireFit Crew, seinen neuen Fahrer anheuerte und fragte, welchen der Trucks er bei seiner Premierenfahrt lenken wolle, kam Olafs Antwort wie aus dem Strahlrohr geschossen: „Den Scania mit dem HAIX-Tower hinten dran.“ 34 Tonnen, 7 Achsen, 3 Meter Überlänge. Das 21 Meter lange Ding, das Bodenwellen mit einem Rucken durchs Fahrerhaus quittiert, als hätte ein FireFit-Sportler einem unvorbereiteten Kollegen den Atemschutz aus zwei Meter Höhe auf den Rücken geknallt. „Das kommt auch von den kleinen Rädern an den fünf Achsen, die den HAIX Tower tragen“, sagt Olaf. Aber größer ging nicht, sonst hätte das Gespann nicht nur Überlänge, sondern auch Überhöhe und wäre zu hoch für Autobahnbrücken und andere Unterführungen geworden.

„So passt’s“, sagt er. Das Trucker-Feeling glänzt nicht nur dem Mittfünfziger in den Augen, der im wahren Leben bei der Berufsfeuerwehr Hannover für die Technik und die Bereitstellung der Einsatzgeräte verantwortlich ist, sondern auch seinem Beifahrer. Odense ist seine erste FireFit-Tour, „aber bestimmt nicht die Letzte“. Das Unterwegssein mit guten Leuten, das ist sein Ding. „Endlich mal wieder hinterm Steuer“. Endlich mal wieder on the road.

Für den Fotografen noch eine kurze Ehrenrunde um den Messe-Tower, wo auch auf der Interschutz 2026 wieder die Elite der FireFit Sportler mit 19 Kilo Schlauchpaket auf der Schulter und Atemschutz vorm Gesicht den HAIX-Tower für neue Bestzeiten hochstürmen werden. Dann geht’s über die B65 zur A7 und schnurstracks weiter Richtung Norden. Fast zumindest. Der Elbtunnel ist an diesem Tag für LKW mit Überlänge gesperrt. „Müssen wir auf eine Alternativroute ausweichen“, sagt Olaf gelassen. Also von der A7 über die A21 Richtung Lübeck und Kiel nach Dänemark.

Unterwegs erzählt Olaf von früheren Fire-Trucker-Erlebnissen. Als er Anfang der 2000er Jahre mit einem Kollegen ein altes Tanklöschfahrzeug in die Karpaten überführte. Damals. Ohne Satelliten, ohne Navi, ohne Handy. Orientierung nach alten Karten in einem Rundhauber-Oldtimer aus den 1960ern. 4.000 Kilometer zwischen rumänischen Schlaglochpisten und unbeleuchteten Leiterwägen. Klingt nach Abenteuer …und viel Spaß, wenn Olaf von den Blumenkränzen und vom Selbstgebrannten erzählt, mit denen sie vor Ort empfangen wurden.

6.000 Kilometer, acht Stationen, fünf Länder

Nach vier Stunden Fahrt ist es Zeit für eine Kaffeepause. Wo auch immer der FireFit-Konvoi mit dem 12,5 Meter hohen bzw. auf der Ladefläche langen Hydraulik-Stahlturm anhält, zieht er Blicke und Staunen auf sich. Was ist das? Wofür ist der gebaut? Der lässt sich in einem Stück hochfahren?

Es ist kurz vor Sechs. Doppelter Espresso, ein paar süße Riegel. Zeit für ein kurzes Truckergespräch. Daniel Berger lenkt an diesem Tag den MAN mit dem Equipment. Auf dem Beifahrersitz Anna, die Social-Media-Firefighterin der Tour. Der Brandamtmann und Wachabteilungsleiter bei der Berufsfeuerwehr Hannover ist der Chef und Kopf des Teams. Der Niedersachse organisiert die Einsätze, plant Anreise und Aufbau, sorgt dafür, dass die Trucks in Schuss und der HAIX-Tower Instand gehalten sind. Und noch viel mehr.

In seinem 2023-Kalender reihen sich die FireFit-Termine so dicht wie die einzelnen Stationen auf dem Parcours: Auftakt im Mai zum 75-Jahre Jubiläum bei HAIX in Mainburg. Im Juni Bern in der Schweiz, dann Dortmund und Breslau in Polen. Dazwischen ein Abstecher ins polnische Torun, um Equipment zum Training abzuliefern. Weiter nach Warschau, um mit dem General der polnischen Feuerwehr einen Kooperationsvertrag der FireFit in Polen zu unterzeichnen. Im Juli nach Siegertsbrunn bei München. Jetzt im August sind wir unterwegs ins dänische Odense, 50 km vor Kopenhagen. Im Anschluss wird der HAIX-Tower in Höxter auf der Landesgartenschau in NRW stehen und Anfang Oktober geht’s über die Alpen nach Montichiari, wo die letzte FireFit des Jahres im Rahmen der von der INTERSCHUTZ gepowerten Fachmesse REAS, in Italien auf dem Programm steht.

„Da kommt schon einiges an Konvoi-Kilometern zusammen“, sagt Daniel. Von Hannover, der Homebase von HAIX-Tower und Equipment-Truck, sind es alleine in die Schweiz und wieder zurück fast 2.000 Kilometer. 1.300 km nach Mainburg und zurück, ebenso weit nach Breslau, fast 2.000 km nach Warschau.

Die 700 km nach Dänemark nehmen sich da fast schon wie eine Sonntagsspazierfahrt aus. Aber sonntags mit dem LKW? „Der HAIX-Tower darf“, sagt Daniel, „weil er als Schaustellerfahrzeug klassifiziert ist und Schaustellerfahrzeuge dürfen – zumindest in Deutschland – auch an Sonn- und Feiertagen fahren.“ Der Haken dabei: Der Truck mit dem Equipment darf nicht.

Endlich angekommen

Mittlerweile ist es kurz vor 20 Uhr. Die Sonne zerlegt den flachen, süddänischen Horizont in seine Spektralfarben. Hinter Kolding schwenken wir von der E45 auf die E20 Richtung Osten. Als wir auf dem Fynske Motorvej den Kleinen Belt überqueren, funkelt die Ostsee im letzten blauen Licht der Dämmerung, bevor es in der dunklen Nacht erlischt.

60 Kilometer und eine knappe Stunde später haben wir unser Ziel erreicht, das Congress Centrum von Odense mit seiner Jyske Bank Arena. Es ist 22 Uhr geworden, der Schokoriegel an der Autobahn ersetzt nicht zum ersten Mal das Abendessen. Ein Bierchen als Absacker geht immer. Morgen früh wird aufgebaut. Übermorgen startet das Event im Umfeld von Messe und Landesverbandstagung der dänischen Feuerwehr. Zwei Tage Wettkämpfe mit vielen neuen Fans an der Strecke, dann Abbau und zurück, direkt nach Höxter, wo der HAIX-Tower eine Woche später bereits wieder im Zentrum der nächsten FireFit steht.

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