Laura Hauck schweißt da Grundgerüst eines Ofens
Handwerk
LesenSehen
Autor: Inge Fuchs
Fotos: Karen Hanne

Ein Tag mit Ofenbauerin Laura

Laura Hauck plant und baut Öfen. Der Familienbetrieb besteht seit fast 300 Jahren und wird durch die 34-Jährige fortgeführt. So vielseitig das Gewerk ist, so unbekannt ist es auch. Wir haben sie einen Tag lang mit der Kamera begleitet.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Ein Gewicht, das im Team getragen wird

Der morgendliche Arbeitsbeginn auf der Baustelle verlangt Laura Hauck und ihrem Gesellen Hans einiges an Kraft ab. Ein neuer Ofen soll gesetzt werden. Das heißt, dass das 250 Kilogramm schwere Stück erstmal vom Transporter in den Neubau befördert werden muss. Während Hans im heimischen Lager den Korpus mit dem Stapler in den Trasporter heben konnte, gibt es auf der Baustelle nur ein Mittel: Muskelkraft. Bei den Haucks ist es üblich, dass alle zusammehelfen und so kommt auch Lauras Vater Reiner dazu. Zu dritt hieven sie den Ofen von der Palette auf den Sackkarren und fixieren ihn mit Spanngurten. Behutsam balancieren die drei den Wagen über die dünnen Schienen, die hinauf zur Haustür führen. Im Ofenbau ist Teamarbeit unverzichtbar, insbesondere wenn es um schwerere Öfen geht, die teilweise bis zu einer Tonne wiegen können.

Laura und Hans heben den 250 Kilogramm schweren Ofen auf die Fliesen

Nach und nach tragen Laura und Hans die schweren Platten aus Schamottstein in den Raum. Das sind gemahlene und gepresste Steine, die Wärme besonders gut speichern. Deutlich leichter sind die sogenannten Vermiculite Platten, die per Hand ganz einfach zugesägt werden können. „Da fehlt noch was“, sagt Hans und rennt raus zum Firmenauto. Laura schaut verdutzt. „Musik“, eröffnet ihr Hans, als er mit dem Baustellenradio zurück in den Neubau läuft. Jetzt kann es losgehen mit der Vorbereitung des Bodens. Im restlichen Raum wurde Fußbodenheizung verlegt. Dort, wo der Ofen hinkommt, ist eine Stelle ausgespart und mit Betonsteinen umrandet. Diese Fläche füllt Hans mit Schnellmörtel auf. Laura schneidet die Fliesen zu und verlegt sie. 15 Minuten später ist alles fest und Hans und Laura positionieren sich nochmal um den Ofen. Zu zweit heben sie ihn auf den Fliesenboden. Da darf er jetzt erstmal stehen bleiben, denn auf dieser Baustelle geht es erst in ein paar Wochen wieder weiter.

Die zweite Familie auf der Baustelle

Auf einer anderen Baustelle werkelt Geselle Frank, der genau wie Hans seit 20 Jahren Teil des Hauck-Teams ist. Frank hat einen Ofen fertiggestellt und mit Schamottsteinen verkleidet. Laura hat den Ofen geplant und will sich den Fortschritt nun anschauen. „Nicht um Frank zu kontrollieren, er weiß schließlich was er tut“, sagt sie. Wie er einen Ofen bauen muss, brauche sie ihm nicht zu erklären. „Aber wie die Kunden ihn haben wollen“, ergänzt Frank. 15 Jahre ist Laura schon im Ofenbau tätig, hat ihre Ausbildung bei einem Fremdbetrieb im bayerischen Wald absolviert und danach viele Jahre mit Frank und Hans die Baustellen bestritten. Frank erinnert sich gerne zurück. „Weißt du noch, wie der eine Fliesenleger gegen den Pfosten gelaufen ist, als er dich gesehen hat?“, erzählt er und beide müssen lachen.

Geselle Hans schneidet die Dämmplatten für den Ofen zu

Für Frank ist der Betrieb nicht nur ein Arbeitsplatz, sondern eine Art zweite Familie. Er blickt auf eine langjährige Zusammenarbeit zurück, in der Laura als Tochter des Chefs zunächst zur Kollegin auf der Baustelle wurde und schließlich die Rolle der Chefin einnahm. Für beide fühlt sich dieser Rollenwechsel keineswegs unnatürlich an. „Sie macht ihre Sache verdammt gut“, erzählt Frank und blickt stolz zu Laura. Gegenseitiges Vertrauen und Wertschätzung lässt dieses Team zur zweiten Familie werden.

Von der Meisterin zur Planerin

Auf die Ausbildung hat Laura ihren Meistertitel draufgepackt. Mittlerweile übernimmt sie vorwiegend die Planungen und Kundengespräche. Sie nimmt die Wünsche der Kunden auf und leitet sie an Frank und Hans weiter, die dann die Umsetzung auf der Baustelle übernehmen. Der Planungsprozess beginnt mit der Analyse des Grundrisses: Wo soll der Ofen platziert werden? Passt die Statik? Welcher Boden und welche Kacheln gefallen am besten? Da Öfen in ihrer Vielfalt kaum Grenzen gesetzt sind und es eine riesige Auswahl an Kacheln gibt, ist jeder Ofen ein individuelles Projekt. Jeder Kunde hat andere Bedürfnisse und Vorstellungen, was die Arbeit für Laura und ihr Team so spannend und abwechslungsreich macht.

Neue Öfen plant Laura in einem CAD Programm am Laptop

Eine lange Tradition

Die Geschichte der Haucks als Ofenbauer reicht bis ins 18. Jahrhundert zurück. Laura bildet mit der Übernahme die zwölfte Generation. Die erste Frau ist sie allerdins nicht. Ihre Großmutter war ebenfalls Ofenbauerin. Zu ihrer Zeit stieß sie aufgrund ihres ungewöhnlichen Berufs auf viel Missverständnis. Dennoch übte sie mit großer Leidenschaft ihren Beruf über 40 Jahre lang aus. Lauras Großvater wiederum revolutionierte zusammen mit einem Ofenhersteller den Markt, indem er den Feuerraum mit Steinplatten anstelle eines Rosts konzipierte.

Angesichts dieser tief verwurzelten Familientradition empfindet Laura große Freude und Stolz, die Verantwortung für das Fortführen des Betriebs zu tragen. Genauso geht es auch Vater Reiner, der den Betrieb selbst vor 40 Jahren übernommen hat. Obwohl Laura das Abitur absolvierte und verschiedene Studiengänge in Betracht zog, erkannte sie bald, dass ihr Herz für das Handwerk des Ofenbaus schlägt. „Wenn man einen Ofen von unten bis oben gebaut hat und dann das Ergebnis sieht, ist das ein unglaublich schönes Gefühl“, schwärmt sie von ihrer Arbeit.

Laura klappt nach dem Schweißen den Helm nach oben

Feuer im Blut

Laura Hauck, eine talentierte Ofenbauerin und Erbin einer langen Familientradition, hat den Sprung in die Selbstständigkeit gewagt. Mit Leidenschaft und handwerklichem Geschick führt sie den Betrieb weiter und begeistert ihre Kunden mit individuellen Ofenlösungen. Der Weg von der Kollegin auf der Baustelle zur Chefin war für sie und ihre Mitarbeiter ein natürlicher Übergang, der durch Vertrauen und gemeinsame Erfahrungen geprägt ist. Die Tradition, die ihr Vater und ihre Vorfahren aufgebaut haben, lebt in Laura weiter und treibt sie an, die Fackel des Ofenbaus hochzuhalten.

Vorheriger Beitrag
Rwanda – Ein Projekt, das verbindet
Nächster Beitrag
Gold vom Feld

Das könnte dich auch interessieren