Einer für alle, alle für einen. Gerd Müller lacht und korrigiert: „Einer für alle, alle fürs Team.“ Er ist Feuerwehrsportler der ersten Stunde und feste Größe der HAIX WILD 50’s. An seiner Seite: Ralf Sikorra, Dietmar Kirsch, Heiko Gehrke und Magnus Hirschfeld, der für Gründungsmitglied Andreas Schröder nachrückte. Sie bilden das Team, mit dem HAIX vor acht Jahren in das Feuerwehrsport-Sponsoring einstieg.
Mit 46 heiße es immer, da geht im Sport nichts mehr. Ralf Sikorra markiert den sportlichen Status der HAIX Wild 50‘s: „Und dann kommen da so ein paar 55-jährige und laufen 20 Jahre jüngeren Wettbewerbern auf und davon.“ In ihren Altersklassen sind sie ohnehin kaum zu schlagen, stehen regelmäßig ganz oben auf dem Treppchen und sammeln Titel und Medaillen wie andere Briefmarken oder Flugmeilen: Europameister, Weltmeister, Weltrekordinhaber. Keiner ist ohne Titel, sei es im Team- oder im Einzelwettbewerb.
Gemeinsam stark
Wer glaubt, für die Wild 50’s gelte das Olympische Motto, hat weit gefehlt. Wir sitzen in der Praxis von Magnus Hirschfeld in Seesen. Im Hintergrund läuft Gerd Müller in voller Feuerwehrmontur auf dem Laufband. Erst zum 12-Stunden- und dann auch noch zum 24-Stunden-Distanzweltrekord. „Firefit meets records“ lautet das Motto der selbstinitiierten Rekordveranstaltung. 13 Weltrekorde fallen dieses Wochenende. Kuchenverkauf und Spenden gehen an einen sozialen Zweck. Magnus, Physiotherapeut, Chiro- und Heilpraktiker, trägt Sorge für die körperliche und mentale Fitness seines Teamkameraden. Zur Motivation läuft Ralf stundenweise auf einem parallelen Laufband mit. Gerd wird später über seine Wild 50‘s sagen: „Solange einer oder zwei erfolgreich durch den Wettkampf kommen, ist es immer ein Erfolg fürs ganze Team.“ Ihr Teamspirit und Kampfgeist in den „toughest two minutes in sports“, wie die FireFit-Wettkämpfe genannt werden, macht die Wild 50‘s so einzigartig. Daüber hinaus ihre unbedingte Loyalität untereinander. Diesen Spirit leben sie allen Generationen ihrer Community vor. Alle fürs Team – das ist in der Feuerwehr genauso wichtig, wie bei der Polizei oder im Rettungsdienst. Und der Sport bildet die beste Kulisse, sich darin zu üben.
Loyalty, Trust, Respect
„Das sind Werte, die wir versuchen zu leben“, sagt Ralf Sikorra. Bei einem Wettkampf in Polen sei es einmal zu einem Fauxpas der Referees gekommen. Er sei zwar der Schnellere gewesen, die Schiris aber sprachen Dietmar die Top-Zeit zu. „Bei einem Außenstehenden hätte ich mich da schon aufgeregt“, sagt der Leverkusener. „So blieb es im Team.“ Die Wild 50‘s sind Feuerwehrmänner. Alle fünf mit Leib und Seele – hauptberuflich oder freiwillig. Ralf ist Urgewächs bei Bayer Chemie, begann als Schlosser, bewarb sich bei der Werksfeuerwehr der früheren Bayer Industry Services und arbeitete sich hoch. In der Sicherheitszentrale der Currenta GmbH, wird er künftig für die Sicherheit der drei Werksstandorte in Uerdingen, Leverkusen und Dormagen Verantwortung übernehmen. Im Team nennen sie ihn manchmal den „Politiker“, der immer versucht, jeden zu verstehen. Auch wenn es nicht immer einfach sei, diese Werte zu leben, seien sie für ihn und das Team essenziell, erklärt Ralf.
100 Prozent Verlass
Gerd Müller, der gelernte Koch, sorgte als Firefighter bis zum altersbedingten Ende 35 Jahre lang für Feuerschutz auf der US-Airbase Spangdahlem. Der ehemalige District Chief arbeitet noch immer auf der Base – als Supply Technician beim 52nd Logistics Readiness Squadron und als freiwilliger Feuerwehrmann. „Gerd ist der Macher“, sagt Ralf. Gerd war es auch, der 2013 die Initialzündung für die Wild 50’s gab. Dietmar Kirsch ist Brandamtsrat. Der Wachleiter bei der Bundeswehr-Feuerwehr in Warnemünde, holte den ersten Einzel-Weltmeistertitel ins Team. Heiko Gehrke arbeitet als Berufsfeuerwehrmann und Rettungsassistent bei der Berufsfeuerwehr Neubrandenburg. Einzig Magnus Hirschfeld ist nicht beruflich mit der Feuerwehr verbandelt. Wann immer es brennt, rückt er mit der Freiwilligen Feuerwehr seiner Heimatstadt Seesen aus. Als Oberlöschmeister und Vorsitzender im Feuerschutzausschuss ist er zuständig für elf Feuerwehren im Stadtverband. Obwohl die fünf aus ganz Deutschland kommen, finden sie sich immer wieder zu Wettkämpfen zusammen. Dann funktioniert das Team, weil jeder weiß, dass er sich auf den anderen zu 100 Prozent verlassen kann. Eine Integrität, die auch andere an ihnen schätzen: Ihre Freunde und gute Bekannte, die sie in den Jahren überall auf der Welt gewonnen haben, ihre Fans, die sie anfeuern und ihre Sponsoren, die sich mit ihren Werten identifizieren: Da haben sich ein paar ältere Jungs gefunden, die die gleiche Welle surfen. „Drei Wessis und zwei Ossis“, wie sie selbst sagen, auf einem soliden Brett namens Loyalität.