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Autor: Karen Hanne
Fotos: Knauf/Stefan Ernst

Mehr als nur Stuck

Die Arbeit eines Stuckateurs umfasst weit mehr als das Anbringen dekorativer Gipsarbeiten: Verputzen, Trockenbau, Brandschutz und Sanierungen sind weitere Teile dieses umfangreichen Berufsbildes. Um das Gewerk bekannter zu machen und junge Menschen für die Arbeit mit Stuck zu begeistern, hat der Zentralverband des Deutschen Baugewerbes 2012 das Nationalteam der Stuckateure gegründet.

Der Weg ins Nationalteam

Nachwuchs-Stuckateure und -Stuckateurinnen können sich nach ihrer Gesellenprüfung bewerben. Sie müssen sich bei Wettkämpfen verschiedenen handwerklichen Aufgaben stellen und so einen der zehn Plätze im Nationalteam ergattern. Diesen haben sie dann für zwei Jahre inne. Stuckateurmeister Michael Prell, der sich um die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit für das Nationalteam kümmert, erinnert sich gut daran, als sein Sohn Lukas Teil des Teams wurde.

„Mein Sohn hat 2010 seine Ausbildung begonnen. Nach eineinhalb Jahren hat dann ein Fachmagazin über das Nationalteam berichtet und ich hab‘ gesagt, wär das nicht was für dich?“ Die Begeisterung hielt sich anfangs in Grenzen. Doch als 2013 Andreas Schenk für das deutsche Team den Weltmeistertitel holte, wollte es der junge Handwerker doch probieren. Gesagt, getan. Nach zahlreichen Messeauftritten, Qualifikationen und Wettbewerben ging es für Familie Prell nach Brasilien. Lukas holte sich den Vizeweltmeistertitel.

Stuck im internationalen Vergleich

Ein Wettkampf für Stuckateure, das bedeutet präzises, kreatives Arbeiten unter Druck und vor allem unter den kritischen Blicken zahlreicher Zuschauer. Die größten Wettkämpfe sind die sich jährlich abwechselnden EuroSkills und die WorldSkills. Antreten darf pro Nation immer nur ein Teilnehmer, der vorher in Qualifikations-Wettkämpfen ermittelt wird.

Im Wettbewerb müssen die Teilnehmer dann an einer Trockenbaukonstruktion Stuck anbringen. Im europaweiten Wettbewerb muss dieser zudem vor Ort hergestellt werden, im weltweiten Vergleich wird der Stuck bereitgestellt. „Jeder Teilnehmer kann sich verwirklichen. Die Arbeit sollte aber auch einen Bezug zum Gastgeberland haben“, erklärt Michael Prell. Für die Arbeiten werden dann Punkte verteilt.

„Wir hatten Jahre, da waren wir sehr erfolgreich“, sagt der Stuckateur. Das Nationalteam holte sich 2013 den Weltmeistertitel in Leipzig, 2014 den Europameistertitel in Lille, 2015 den Vizeweltmeistertitel in Sao Paulo, 2016 den Vizeeuropameistertitel in Göteborg und 2018 den Europameistertitel in Budapest. Neben Titelerfolgen gewinnen die Teilnehmer aber noch viel mehr: Es bilden sich Freundschaften untereinander und auf der ganzen Welt. Es entsteht ein internationaler Austausch, von dem alle Seiten profitieren.

Eine kreative Arbeit

Das Nationalteam dient auch dazu, Nachwuchs für das Handwerk zu gewinnen. Bei den EuroSkills gibt es eine Altersgrenze bis 25 Jahre, bei den WorldSkills bis 23. „Für die jungen Leute ist das eine unwahrscheinliche Steigerung des Selbstbewusstseins“, sagt Prell. Sie lernen, unter Druck zu arbeiten, sich nach außen zu verkaufen. Die Zahl der angehenden Stuckateure und Stuckateurinnen sei gestiegen, trotzdem gebe es immer noch zu wenige, die ins Handwerk gehen.

„Die wollen sich die Hände nicht schmutzig machen und lieber drinnen im Warmen sitzen“, bedauert Michael Prell. „Aber man kann gut Geld verdienen im Handwerk, man hat einen kreativen Beruf und am Ende sieht man, was man mit den eigenen Händen geschaffen hat.“ Die Mitglieder des Nationalteams stellen nicht nur Vorbilder für kommende Generationen von Gesellen dar, sondern bewerben und zeigen den Beruf auch auf Messen oder Berufsbörsen. „Als Stuckateur muss man fit sein, damit man Sachen schleppen kann. Aber man sollte auch kreativ sein und Spaß daran haben, mit den Händen etwas zu schaffen.“

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