Autorin Paula Kormos entdeckt die Blumeninsel
Auf meinen Reisen rund um die Welt habe ich viele spektakuläre Landschaften gesehen: Den afrikanischen Dschungel, die wilden Wälder Kanadas, den Amazonasregenwald & viele mehr. Doch nirgends habe ich so viel bunte, satte, üppige und atemberaubende Natur auf so kleinem Raum gesehen und erlebt wie auf Madeira. Das Wechselspiel aus Regen, Sonne, Nebel, Wind und Wolken, machen das Archipel zu einem einmaligen und spektakulären Ort – als würde jede Wetterlage die Landschaft neu formen und gestalten. Hier hält jeder Tag und jeder Höhenmeter neue Überraschungen bereit.
Der Nebel hängt dicht im satten Grün und hüllt die wilde Berglandschaft um mich herum in einen mystischen Schleier. Moose, Farne, Monsteras und uralte Lorbeerbäume säumen meinen Weg entlang der Levada – einem in den Fels gehauenen Bewässerungssystem, das fast die gesamte Insel überzieht. Die Levada-Kanäle verteilen das Wasser aus den regenreichen Berglandschaften des Nordens auf die trockneren, tiefen gelegenen Regionen und machen die Insel zu einem üppig blühenden Paradies.
Der schmale Pfad führt mich entlang steiler Klippen, die ins unendliche Nichts abfallen hinein in den dichten Nebel. Nur ein dünnes Drahtseil „sichert“ den Wanderweg und ist die einzige Begrenzung zwischen dem Steinpfad und dem Abgrund, direkt neben mir. Von hier aus geht es etliche Meter hinab in die Tiefe, hinein in die Wand aus Nebel. Irgendwo, weit entfernt, höre ich die wilde Brandung des Atlantiks gegen die raue Vulkanküste donnern.
Kleine Insel mit großartiger Landschaft
Mitten im atlantischen Ozean, knapp 1.000 Kilometer vom portugiesischen Festland entfernt, liegt die Inselgruppe Madeira. Das Archipel vulkanischen Ursprungs kann man mit drei Worten zusammenfassen: Rau, wild und wunderschön. Die Hauptinsel, mit einer Fläche von gerade einmal 741 Quadratkilometer trägt viele Namen: Insel des ewigen Frühlings, Blumeninsel, schwimmender Garten oder auch Hawaii Europas – und alle Namen treffen zu! Die Insel ist dank ihres milden Klimas immergrün: Im Winter wird es selten kälter als 15 Grad, im Hoch- und Spätsommer meist nicht wärmer als 25 Grad Celsius. Neben unzähligen Blumen gedeihen hier unter anderem Avocados, Ananas, Bananen, Papayas, Maracujas und Zuckerrohr. Wegen der unterschiedlichen Mikroklimas bietet Madeira eine unglaubliche Arten- und Landschaftsvielfalt auf kleinstem Raum: Der Norden ist niederschlagsreich und somit besonders üppig, der Süden ist wegen seines subtropischen Klimas sonniger und trockener.
Für alle Wetter gewappnet
Deswegen sollte sich jeder, der auf Madeira wandern gehen möchte, sicherheitshalber auf alles einstellen. In den Höhengebieten kann das Wetter rasch umschlagen: Schnell wird aus leichtem Niesel ein peitschender Regen, mit starkem Wind und schier undurchdringlichem Nebel. Etwas weiter unten, Richtung Küste ist wieder bestes Wetter, mit angenehmen 22 Grad und Sonnenschein – und auf dem Heimweg zurück in die Unterkunft, kann man einen Badestop in einem der Lavapools entlang der Küste einlegen. Also; Immer eine Badehose oder einen Bikini in den Wanderrucksack packen (Oder einfach gleich in Badeshorts wandern gehen). Mehrere tausend Kilometer, teilweise sehr anspruchsvolle, Wandertrails mit steilen Anstiegen bis auf 1.862 Höhenmeter, machen die Insel zu einem wahren Mekka für alle Wanderer, Mountainbiker und Outdoorfans.
Mein Weg entlang der Levada führt mich vorbei an schroffen Küsten, tiefen grünen Schluchten und durch lange, in den Fels geschlagene Höhlen. Gebeugt und mit einer Taschenlampe ausgerüstet, bahne ich mir meinen Weg durch die pechschwarze Finsternis zurück ins satte Grün. Der Weg endet nach rund dreieinhalb Stunden Fußmarsch (mit einigen Fotostops) an einem Wasserfall. Hartgesottene nehmen ein Bad im eiskalten Wasser, welches – so wie ich – von hieraus entlang der Levadas seine Reise bergabwärts, Richtung Tal anbricht.