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Autor: Hanno Meier
Fotos: R. Jungheim, H. Degenhardt, B. Geiger

Drei Freunde, vier Kamele, Opium und Tee

Drei Freunde, vier Kamele und 7.000 Kilometer vom Iran in die Mongolei – so der Plan. Acht Tage waren Benni, Henning und Ravi bereits unterwegs von Augsburg nach Teheran. Doch damit ihre Karawane endlich loslegen kann, brauchen sie noch ein geeignetes Transportmittel. Auf zum Kamelkauf!

Die Kamele von Rudbar sind bekannt als Lastenträger der Opiumschmuggler. Gut ausgebildet, zuverlässig und (eigentlich) lammfromm. „Für euer Vorhaben hervorragend geeignet“, hatte Iman, die Kontaktperson von Benni, Henning und Ravi im Iran, geraten. „Der Kamelfreund war von unserer Idee sofort begeistert und hätte uns am liebsten begleitet“, erzählt Henning und notiert in sein Reisetagebuch: „Wir kommen bei Imans Familie in der nächstgrößeren Stadt Kahnuj unter. Rudbar und die anderen umliegenden Dörfer seien zu gefährlich zum Übernachten, geschweige denn zum Zelten. Von Imans Schwager Yaqub und seiner Familie werden sie herzlich empfangen und bekocht. Die Kinder wollen mit ihnen spielen und nachts wird die Shisha angefeuert. „Wir genießen die iranische Gastfreundschaft in vollen Zügen“, notiert Benni, der im richtigen Leben Maschinenbau-Ingenieur ist.

Bei Morgengrauen beginnt die Kamelsuche. Die Auswahl in den umliegenden Dörfern ist begrenzter als erwartet. Benni, Henning und Ravi suchen drei weibliche Reitkamele, denn Hengste lassen sich im Winter, in ihrer Brunftzeit nur schwer bändigen. Trotzdem reiten die Iraner hauptsächlich die Hengste. Sie seien kraftvoller und lassen sich über den Nasenpflock in Zaum halten. Weibliche Tiere werden eher für Zucht und Milchgewinnung genutzt.  

„Wir hoffen, gutmütige Kamele zu finden, die noch keine allzu schlechten Erfahrungen mit Menschen gemacht haben. Vielleicht lassen sie sich sogar ohne Nasenpflock kontrollieren“, sind die drei Schwaben anfangs noch zuversichtlich. Beim ersten Kamelhändler kommt dann aber die Ernüchterung: Ängstliche, verstörte Kamele, die vor den deutschen Abenteurern Reißaus nehmen. Der Verkäufer versichert, dass sie nur so ängstlich seien, weil sie vor kurzem von einem Hengst gedeckt wurden. „Wir trauen der Sache nicht“, schreibt Henning auf.

Es geht weiter, wird wärmer und trockener. Eigentlich Wüstenlandschaft und Kamel-Terrain, doch die Sorge steigt, überhaupt ein passendes Kamel zu finden. Sie trinken viel Tee, werden zum Essen und Opiumrauchen eingeladen, lehnen dankend ab, wollen eigentlich nur schnellstmöglich Tiere finden und dann raus in die Natur. 

Nach drei Tagen Suche und endlosem Feilschen stehen endlich drei vermeintlich gutmütige Kamele im Gatter. Benni, Henning und Ravi benennen sie nach den drei Frauen, die ihnen bei den Reisevorbereitungen große Hilfe waren: Gabi, Dagmar und Bianca.  

„Gabi ist ein sehr entspanntes Kamel, hochträchtig und wird vermutlich auf unserer Reise noch Nachwuchs bekommen“, notiert Henning in seinem Reiseblog. „Daggie (Dagmar) ist schon etwas älter und recht schmächtig. Ein hervorragendes Reitkamel, das sich ohne Nachdruck frei reiten lässt. Manchmal wirkt sie jedoch etwas geistesabwesend. Bibi (Bianca) ist mit vier Jahren unser Jungspund. Sie strotzt nur so vor Energie.“ 

Gute Nachrichten also. Doch als die Karawane endlich steht, gehen die Schwierigkeiten erst richtig los…

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