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Autor: Hanno Meier
Fotos: Jungheim, H. Degenhardt, B. Geiger

Drei Freunde, vier Kamele und grenzwertige Taxifahrten

Acht Tage waren Benni, Henning und Ravi bereits unterwegs, davon 122 Stunden in Zug und Bus. Doch an der iranischen Grenze musste Henning allein zurückbleiben. Die anderen beiden fahren voraus, finden gastfreundliche Menschen und grenzwertige Taxifahrer.

Als Benni, Henning und Ravi mit der Planung für ihre Tour begannen, gab sich jeder ein Tier als Synonym. Henning, der im normalen Leben als Versuchsingenieur für Hubschrauberkomponenten arbeitete und dem seine Kumpels „ansteckenden Enthusiasmus und schier endlose Motivation“ nachsagen, entschied sich für die Eule. Benni, von Beruf Maschinenbauingenieur und in seiner Mentalität „der Strukturierteste“ von den Dreien, wählte die Ziege. Ravi, Sozial- und Erlebnispädagoge, geboren in Singapur, hat ein Motto: Du kannst den Affen aus dem Dschungel holen, aber den Dschungel nicht aus dem Affen. „Ohne ihn im Team hätten wir auf unseren Touren nur halb so viel zu lachen“, sagen Eule und Ziege. Er entschied sich für den Waschbären und manchmal nennen ihn seine Freunde auch einfach nur Mogli.

Eule schließt auf

Acht Tage waren die drei bereits unterwegs, davon 122 Stunden in Zug und Bus. Doch an der iranischen Grenze war erst Mal Schluss. Henning musste allein zurückbleiben, weil sein Visum nicht im System hinterlegt war. Die anderen beiden fuhren voraus nach Teheran, in der Hoffnung, dass Ihre „Eule“ schnell wieder aufschließt.  

Die Nachricht von Eule kommt schneller als erwartet. Seiner Willensstärke waren die Grenzer offensichtlich nicht gewachsen. Nach langem Verhandeln und zig Telefonaten war das Visum irgendwie dann doch plötzlich da. Er sitzt bereits im Bus nach Teheran, kann Henning seinen Freunden noch mitteilen. Nur einige Stunden nach ihnen trifft er in Irans Hauptstadt ein.  

Als sich Benni und Ravi am nächsten Tag noch fragen, wie Henning das gemacht hat, sitzen sie bereits im Taxi und realisieren, dass ihr Fahrer keinen Ton von dem verstanden hat, was sie ihm erzählten. Statt am Bahnhof will er die drei am Flughafen absetzen. Jegliche Erklärungsversuche scheitern. Der Google Translator versagt kläglich. Ein hilfsbereiter Iraner, der vom Straßenrand aus das Ganze beobachtete, checkt die Situation und schickt den Fahrer schließlich auf den richtigen Weg. Allerdings nicht auf den direkten. Die Gassen werden immer schmäler und die Zeit immer knapper. Um 11 Uhr fährt ihr Zug fahrplanmäßig ab. Es ist fünf vor und weit und breit kein Bahnhof in Sicht.

In letzter Sekunde

Zehn Minuten später taucht doch noch, wie aus dem Nichts, das Bahnhofsgebäude vor ihnen auf. Benni, Ravi und Henning packen ihr Gepäck und rennen. Rund 35 Kilogramm schleppt jeder mit sich. Ausrüstung für ein Jahr unterwegs – oder mehr. Erst öffnet sich die Schiebetür zum Bahnhof nicht, dann müssen sie durch Sicherheitskontrollen, anschließend durch Passkontrollen. Als sie endlich Richtung Bahnsteig rennen müssen sie zuschauen, wie der Zug gerade abfährt. 

Hoffnungslosigkeit paart sich mit Enttäuschung. Nur Eule lässt sich einmal mehr nicht unterkriegen und rennt weiter, bis ihn tatsächlich einer der Bahnhofsmitarbeiter bemerkt. „Sein Funkgerät ist unser Glück“, notiert Benni später: „Zu unser aller Überraschung kommt der Zug zum Stehen und wir springen auf.“ Auf die letzte Etappe der Anreise, bevor die große Reise beginnt. Morgen! In Irans Süden. In Bandar Abbas. Von wo aus die Tour durch Regionen führt, die nachts vom Opium beherrscht werden. Die Einheimische als „zu gefährlich“ für das Vorhaben der drei jungen Deutschen einstufen. Für die aber heißt es erstmal: Tiere auf dem Kamelmarkt kaufen…

Welche Strapazen die drei Hessen schon zu Beginn ihrer Reise durchleben mussten, erfährst Du im ersten Teil.

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