Heico Forster fährt auf seinem Motorrad
Abenteuer
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Autor: Hanno Meier
Fotos: Heico Forster

Unser Traum hat 30.000 Kilometer

Mit der Harley von Alaska bis Feuerland

30.000 Kilometer, 17 Länder, 119 Breitengrade – eine Straße: Die Panamericana zählt zu den wohl faszinierendsten Routen der Welt. Von Anchorage (Alaska) führt sie bis Ushuaia an der Südspitze Argentiniens. Fünf Freunde aus Hamburg brachten ihren Traum auf den Weg. Doch nicht einfach so. „Mit komfortablen Enduros kann jeder“, sagt Heico Forster, der aus dem gemeinsamen Abenteuer ein faszinierendes Buchprojekt formte. Aber mit Highway-kompatiblen Harleys durch Wüste, Dschungel und über enge Gebirgspässe, das ist nochmals „eine ganz andere Hausnummer“.

Heico Forster auf seinem Bike

Ende August ist eine gute Reisezeit für Alaska. Dann sind die Mücken weg und noch kein Frost in Sicht. „Es ist Mittag“, schreibt Heico in sein Tagebuch. Der Himmel zeigt sich beinahe wie erwartet. Regen fällt aus tiefhängenden grauen Wolken. Vom Flughafen sind es nur ein paar Meilen in die Spenard Road 4334, dem Sitz von Harley Davidson, Anchorage. Der Geschäftsführer empfängt die Abenteurer aus Germany wie alte Bekannte. „Kein Wunder, nach 50 Mails, Faxen und Telefonaten und insgesamt 70 000 Dollar Umsatz“, erinnert sich der Hamburger Designer und Autor, der für den Stern, GEO, Amica, National Geographic, Max und FREEMEN’S WORLD bereits spannende Reportagen und illustre Grafiken lieferte.

„Hey guys, have a look“, hatte er die Ungeduldigen durch seinen Laden geführt: Da hinten stehen sie, eure Harleys! Angemeldet, versichert, vollgetankt und so sauber und strahlend, wie sie wohl nie wieder sein werden. Noch eine letzte Nacht in Anchorage, ein „Happy Landing Beer“ an der Hotelbar und ein saftiges Steak bei Sullivan’s um die Ecke, bevor es am nächsten Morgen losgeht: „Die halbe Welt liegt vor uns, das Abenteuer kann beginnen“, notiert Heico.

Die Legende

Die Flower-Power Generation zog einst im VW Käfer oder im Bulli auf der legendären Route nach Süden. 68er-Idole suchten die Freiheit im selbst ausgebauten Omnibus und für Motorrad-Enthusiasten galt sie schon immer als Inbegriff des Biker-Abenteuers. Eine Straße, die sich um die halbe Erde krümmt, die sich durch Wüsten, Eis, Sümpfe und Berge schlängelt. Wunderschön. Anstrengend. Eine echte Herausforderung, die auf einem einzigen Weg die ganze faszinierende Natur dieser Welt auffährt. 30.000 Kilometer über den Asphalt cruisen, über Schotter stuckern, durch die Pfützen der Regenwälder platschen, im heißen Sand feststecken und mit den Reifen Spuren in den frischen Schnee fräsen. Tagsüber die Welt angucken, abends ein kaltes Bier trinken und nachts in billigen Motels schlafen.

Motorrad auf rotem Sandweg

Schon als Kinder waren sie „fünf Freunde“ wie in Enid Blytons Abenteuergeschichten und hatten sich die legendäre Strecke herbeigeträumt. Mit einer Comic-Lektüre von dem berühmten Carrera-Panamericana-Rennen tauchten Detlef, Tom, Peter, Tommy und Heico in die bunten Bilder ab und konnten nicht genug davon kriegen. Schon damals war klar, sie wollten die Panamericana fahren. Von Nord nach Süd, irgendwann, irgendwie. Der Traum musste einige Jahrzehnte warten. Die Jungs stießen sich auf Touren durch Namibia, Laos, Uruguay und Indien die Hörner ab und nahmen dabei Anlauf für das größte Abenteuer ihres Lebens. Zehn Jahre sollte es dauern, Sommer für Sommer, mindestens vierzehn Tage am Stück, von Raum und Zeit getrennt, den Traum genießen, ihn dehnen, „bis er nur noch glücklich macht und jede Sehnsucht stillt“. Endlich waren sie für die Straße aller Straßen bereit.

Die Route

Alaska, Kanada, USA, Mexiko, Guatemala, El Salvador, Honduras, Nicaragua, Costa Rica, Panama, Kolumbien, Ecuador, Peru, Bolivien, Brasilien, Paraguay, Argentinien, Chile und nochmals Argentinien. Ein Abenteuer ohne Grenzen.

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Die Bikes

„Mit einer Enduro kann das jeder“, hatte Heico eingangs erwähnt, aber mit Harleys? Tom auf der Forty-Eight: Biker wissen, da fährt viel Epoche mit, aber auch nur maximal acht Liter Sprit im Tank. In der Wüste nicht wirklich ein beruhigendes Back-Up. 

Peter und Detlef auf „Fat Boys“. Eine Hommage an den Terminator. 76 PS und arbeitsintensive 330 kg Leergewicht. Thomas auf der Dyna Super Glide, dem Klassiker aus Milwaukee und für viele Biker „the one and only“. Schließlich Heico auf der Street Bob: Solo-Sitz, schmaler Vorderreifen, hoher Lenker. Mehr Chopper gibt’s nur im Custom-Shop. Relaxed für den Highway, der spätestens an der mexikanischen Grenze endet.

Den Tank auffüllen

Der Traum

„Da war dieser Traum“, sagt Heico. Irgendwie kennt ihn jeder. „Er schwebte über unserem Leben, dem Stammtisch in der Kneipe – und eines Tages fassten wir den Entschluss die Panamericana mit Harleys zu fahren.“ Von Alaska bis Feuerland. Auf Highways, Wüstentrassen, Dschungelpisten, engen Gebirgspässen – und weil zwischen Panama und Kolumbien nach wie vor kein Durchkommen ist, ein kurzes Stück weit sogar im Frachtflugzeug.

Nur die wenigsten trauen sich, diesen Traum Realität werden zu lassen. „Don’t dream your life, live your dream”, sagt er. Sei kein Träumer, lebe! Dabei verführt sein Buch zum Träumen wie wenig andere. Eine Hommage an die Straße der Straßen, an die Freiheit auf zwei Rädern, oder einfach nur ans Abenteuer. Mit faszinierenden Bildern und geographischem, politischem und soziokulturellem Background. Storys über Tequila, Drogenbosse, Motorradclubs, Zollprobleme, Diego Maradona oder Butch Cassidy und Sundance Kid. Zehn Sommer auf 160 Seiten, die man am liebsten gar nicht mehr weglegen möchte.

Das nächste Projekt

Nach der Tour ist vor der Tour, um Fußballlegende Sepp Herberger frei zu interpretieren. Heico Forsters nächstes Projekt ist bereits fest geplant: Auf dem Motorrad von Hamburg in die Mongolei. Diesen Sommer geht’s los, via Balkanroute bis zum Schwarzen Meer. Im nächsten Jahr dann weiter: Türkei, Georgien, Armenien, Aserbaidschan, Turkmenistan, Usbekistan, Kirgisistan, China, Ulan Bator, die Hauptstadt der Mongolei.

Auf solchen Touren brauchst du Motorradstiefel, die nicht nur auf dem Motorrad eine gute Figur machen, sondern auch jenseits von Sattel und Fußraster. Boots, die bei Regen trockene Füße garantieren, die aber auch zu Fuß auf dem Bergpfad Komfort und Halt bieten. „Mehr als ein Paar kannst du auf dem Bike nicht mitnehmen, sagt Heico. Aktuell testet er dafür einen Prototyp von HAIX: Den BLACK EAGLE MOTO GTX, der demnächst ins Ladenregal klettert. Ein Stiefel „born to ride and run“.

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